Montag, 12. November 2012

"Edeka - Wir lieben Lebensmittel!"


... diesen Werbeslogan kennt wohl jeder aus dem Fernsehen oder den Anzeigen in der Zeitung. Diese netten, leicht verrückten Verkäufer von Edeka, die ihre Lebensmittel eben über alles lieben, sich gut auskennen und immer zuvorkommend zu den Kunden sind.

Nun hatte ich vor einigen Tagen ein Erlebnis, das mir diesen Slogan wie blanken Hohn erscheinen lässt.

Vorher muss ich vielleicht kurz erklären, dass ich eigentlich in einer "Reichelt"-Filiale war. Reichelt gehört aber seit einigen Jahren zum Edeka-Konzern und hat seitdem leider nach und nach alles verloren, was diese Kette vorher ausgemacht hatte. Konnte man sich früher darauf verlassen, Qualität und Service vorzufinden, sowie eine sehr gute Auswahl an Lebensmitteln, so hat sich das Angebot inzwischen in jeder Hinsicht Ramschniveau angenähert.

Auch andere Dinge haben sich geändert... wurde man früher als Stammkundin in der Filiale freundlich von denselben Gesichtern begrüsst, arbeiten dort nun offenbar überwiegend ständig wechselnde Aushilfskräfte und Billigjobber... mit den entsprechenden Folgen. Mit seiner Firma identifziert sich dort niemand mehr, was angesichts der vermutlich mittlerweile auf ein unanständiges Niveau gesunkenen Löhne auch keinem zu verdenken ist.

Ich habe übrigens mal 6 Monate bei "Reichelt" gejobbt, als Überbrückung zwischen Abitur und Ausbildung war das, im Jahr 1984. Damals musste die Ware noch manuell ausgepreist werden, da es weder Strichcodes noch Scannerkassen gab, und ich hatte zusammen mit ein paar anderen Frauen diese Aufgabe. Mein Arbeitsvertrag lautete auf "Handelshilfsarbeiterin" und ich bekam 9,50 DM/Stunde (ca. 4,86 €). Man könnte an dieser Stelle darüber sinnieren, dass heutzutage (also fast 30 Jahre später) manche Fachkraft im Einzelhandel nur unwesentlich mehr bekommt als 5,00 €/Stunde, aber das wäre wohl ein eigenes Thema.


Tja, was hat mich nun so schockiert letzte Woche? Da ist mir zum einen beim Obst ein Schild über den Clementinen aufgefallen, auf dem stand, dass diese mit Imazalil behandelt wurden. Ich fragte den in der Nähe stehenden Verkäufer, was das denn wohl sei und bekam die Auskunft, das sei ein übliches Mittel gegen Schimmelbefall. Mein Begleiter googelte derweil fix (es lebe das Smartphone! *g*) und meinte dann, dieses Mittel sei bedenklich, weil offenbar möglicherweise krebserregend und ähnliches. Als ich die Clementinen also wieder aus dem Wagen nahm, zurücklegte und dem mich beobachtenden Verkäufer die ergoogelten Erkenntnisse mitteilte, erklärte dieser mir lakonisch und sinngemäss, es sei doch albern, sich über solche Dinge Sorgen zu machen, er sei jedenfalls ein Genussmensch und würde sich von solchem Geschreibsel nicht den Appetit verderben lassen... :-O

Während ich noch kopfschüttelnd an dieser Interpretation von "Wir lieben Lebensmittel" kaute, war ich an der Selbstbedienungskäsetheke angekommen und fischte mir ein eingepacktes Stück heraus, das sich bei näherer Betrachtung als angeschimmelt herausstellte. Das daneben liegende Stück war sogar noch stärker verschimmelt, wobei die schimmelige Seite bei beiden Stücken unten lag. Ich sprach die Verkäuferin an der Bedientheke an, reichte ihr die beiden Stücke mit dem Hinweis, dass sie ein noch mehrere Tage in der Zukunft liegendes Haltbarkeitsdatum hätten und der Frage, wie denn so etwas passieren könne... diese erklärte mir nun, dass sie die Käsestücke jedenfalls nicht da hineingelegt hätte. Aha. Interessant. Wenn auch keine Antwort auf meine Frage... Ich bat sie nun also resigniert, mir ein frisches Stück von dem hinter ihr im Regal liegenden Laib abzuschneiden, was sie zunächst auch bejahte. Statt dies aber nun zu tun, drehte sie mir wieder den Rücken zu und fuhr mit ihrer vorigen Beschäftigung fort, irgendeinen Hartkäse mit einer Maschine in Pizzastreukäse zu shreddern... nachdem sie mich so beharrlich weiter ignorierte, habe ich dann auf diese Käsesorte verzichtet und bin weitergegangen.

Siebenkorn-Naturwaren, Berlin-SteglitzIch habe nun den Entschluss gefasst, dort nur noch einzukaufen, wenn es nicht anders geht und frische Lebensmittel grundsätzlich woanders zu kaufen. Glücklicherweise gibt es in der Strasse wo ich arbeite einen kleinen Bio-Laden, leider mit einer etwas eingeschränkten Auswahl... aber die lieben ihre Lebensmittel dort wirklich und werden mich in Zukunft sicherlich noch häufiger sehen als bisher schon...



5 Kommentare:

  1. Lol, Ysa! Wenn das mal keine Werbung ist. ;-)

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  2. Hm... nein, eigentlich ist das keine Werbung. Oder doch, vielleicht für den netten, kleinen Bio-Laden... für den grossen Edeka dürfte dies hier eher eine Anti-Werbung sein. ;-)

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  3. Wahnsinn... ich habe ja auch ein paar Monate im Handel gearbeitet, beim Billa (REWE bei euch in Deutschland), aber das schockt mich echt - sowas hab ich bislang weder als Verkäuferin noch als Kundin erlebt.
    So wenig mir die Arbeit beim Billa als Ganzes getaugt hat (das lag aber eher an den Chefinnen und am Druck, was alles in welcher Zeit geschafft werden muss), sowas wäre dort unvorstellbar gewesen. Ständig sollte man beim Obst durchrennen und schimmliges aussortieren... (grad im Winter kam das bei den Orangen ständig vor, im Sommer erst recht bei Kirschen, Marillen, etc).
    Jetzt - auf einer Tankstelle - hab ich es gemütlicher, aber auch bei uns ist oberstes Gebot, was nicht mehr frisch aussieht, kommt weg - sowohl bei Sandwiches als auch bei Obst. Und so sollte es ja eigentlich auch sein.

    Also ja - definitiv Anti-Werbung für Edeka. Die sollten mal ihr Tun etwas überdenken, wenn sie auch weiterhin Kunden haben wollen...
    Gut aber, dass du noch mehr Möglichkeiten hast, wo du einkaufen kannst, denn in DEN Laden würde ich auch nicht mehr unbedingt gehen wollen.

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  4. Da hilft nur eines Ysa und zwar : Ich kaufe Edeka ;)

    lg

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    1. Wenn ich mir das leisten könnte... ;-) Aber ich probiere jetzt eine Alternative aus, die ich schon länger im Auge hatte: Biokisten-Lieferung vom Umland-Hof. Ich werde berichten... :-)

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