Montag, 26. November 2012

Wir lieben Lebensmittel II

Wie angekündigt, möchte ich nun von den ersten Erfahrungen mit einem "Biokorb-Lieferanten" berichten, von dem wir ab jetzt einmal wöchentlich einen Teil unserer Lebensmittel erhalten.

Ich hatte mich früher schon einmal mit solchen Lieferanten beschäftigt, fand mich aber meist auf deren Webseiten nicht zurecht oder hatte so meine Probleme mit der "Überraschungskiste" - zwar einerseits sinnvoll, weil man Dinge erhält, die gerade Saison haben, was ökologisch und preiswert ist, aber andererseits ist dann z.B. auch mal Sellerie drin... und ich mag keinen Sellerie!

Nun stöberte ich wieder bei einigen Anbietern und am besten gefiel mir das Angebot bei Landkorb aus dem nordwestlichen Brandenburg. Hier stehen "Bio" und Regionalität im Vordergrund, aber das Angebot umfasst auch viele Lebensmittel aus anderen Ländern. Wer sich genauer informieren möchte, möge dem link folgen. :-)

BegrüßungskorbZum Start haben wir den "Begrüssungskorb" bestellt, der eine breite Auswahl beinhaltet, um das Angebot einfach mal kennenzulernen.
Das Foto hier stammt von der Landkorb-Webseite, aber unser Korb sah tatsächlich praktisch genauso aus. Man erhält eine stabile Kiste (für 10 Euro Pfand, die man leer und zusammengeklappt beim nächsten mal dem Fahrer in die Hand drückt), gefüllt mit einer Auswahl an frischen Lebensmitteln. In der Kiste lag neben einem dicken Katalog mit dem Gesamtangebot auch ein Blatt mit einem Rezept für Zucchinipuffer, das wir gleich einmal ausprobiert haben. Denn die Zutaten dafür waren alle in der Kiste vorhanden, sofern man sie nicht ohnehin im Haushalt hat. Den als Beilage vorgeschlagenen Schnittlauchquark haben wir dann mit einer der ebenfalls in der Kiste enthaltenen roten Paprika noch aufgepeppt und das Ergebnis war sehr lecker!


Bei der zweiten Lieferung habe ich einige Tage vorher im Online-Shop zusammengeklickt, was wir haben wollten. Es gibt Wochenangebote und Hinweise auf saisonale Waren. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist, dass man immer nur "Stück" oder "kg" bestellen kann - da muss man ein bisschen herumprobieren, bis man die richtigen Mengen heraushat, aber das ist kein grosses Problem.

Auch nach der zweiten Lieferung haben wir gleich losgelegt mit dem Kochen und fragten uns dann angesichts der deutlich schmackhafteren Lebensmittel als der gewöhnlichen Supermarktware, warum wir das nicht schon längst gemacht haben... :-O

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ich mich bei diesem Lieferanten auch auf eine echte "Bio-Auswahl" verlassen kann, denn Bio ist nicht gleich Bio... einen Überblick über die unterschiedlichen Siegel gibt es in der Wikipedia. Einige dieser Siegel, die oft auf Supermarktwaren zu finden sind, sind nur Augenwischerei - da lohnt sich das genaue Hinschauen. Und so viel teurer als die bisherigen Einkäufe wird es jetzt auch nicht, da ich saisonale Angebote ausnutzen werde - man muss halt im Dezember keine Erdbeeren essen. ;-)
 

Montag, 12. November 2012

"Edeka - Wir lieben Lebensmittel!"


... diesen Werbeslogan kennt wohl jeder aus dem Fernsehen oder den Anzeigen in der Zeitung. Diese netten, leicht verrückten Verkäufer von Edeka, die ihre Lebensmittel eben über alles lieben, sich gut auskennen und immer zuvorkommend zu den Kunden sind.

Nun hatte ich vor einigen Tagen ein Erlebnis, das mir diesen Slogan wie blanken Hohn erscheinen lässt.

Vorher muss ich vielleicht kurz erklären, dass ich eigentlich in einer "Reichelt"-Filiale war. Reichelt gehört aber seit einigen Jahren zum Edeka-Konzern und hat seitdem leider nach und nach alles verloren, was diese Kette vorher ausgemacht hatte. Konnte man sich früher darauf verlassen, Qualität und Service vorzufinden, sowie eine sehr gute Auswahl an Lebensmitteln, so hat sich das Angebot inzwischen in jeder Hinsicht Ramschniveau angenähert.

Auch andere Dinge haben sich geändert... wurde man früher als Stammkundin in der Filiale freundlich von denselben Gesichtern begrüsst, arbeiten dort nun offenbar überwiegend ständig wechselnde Aushilfskräfte und Billigjobber... mit den entsprechenden Folgen. Mit seiner Firma identifziert sich dort niemand mehr, was angesichts der vermutlich mittlerweile auf ein unanständiges Niveau gesunkenen Löhne auch keinem zu verdenken ist.

Ich habe übrigens mal 6 Monate bei "Reichelt" gejobbt, als Überbrückung zwischen Abitur und Ausbildung war das, im Jahr 1984. Damals musste die Ware noch manuell ausgepreist werden, da es weder Strichcodes noch Scannerkassen gab, und ich hatte zusammen mit ein paar anderen Frauen diese Aufgabe. Mein Arbeitsvertrag lautete auf "Handelshilfsarbeiterin" und ich bekam 9,50 DM/Stunde (ca. 4,86 €). Man könnte an dieser Stelle darüber sinnieren, dass heutzutage (also fast 30 Jahre später) manche Fachkraft im Einzelhandel nur unwesentlich mehr bekommt als 5,00 €/Stunde, aber das wäre wohl ein eigenes Thema.


Tja, was hat mich nun so schockiert letzte Woche? Da ist mir zum einen beim Obst ein Schild über den Clementinen aufgefallen, auf dem stand, dass diese mit Imazalil behandelt wurden. Ich fragte den in der Nähe stehenden Verkäufer, was das denn wohl sei und bekam die Auskunft, das sei ein übliches Mittel gegen Schimmelbefall. Mein Begleiter googelte derweil fix (es lebe das Smartphone! *g*) und meinte dann, dieses Mittel sei bedenklich, weil offenbar möglicherweise krebserregend und ähnliches. Als ich die Clementinen also wieder aus dem Wagen nahm, zurücklegte und dem mich beobachtenden Verkäufer die ergoogelten Erkenntnisse mitteilte, erklärte dieser mir lakonisch und sinngemäss, es sei doch albern, sich über solche Dinge Sorgen zu machen, er sei jedenfalls ein Genussmensch und würde sich von solchem Geschreibsel nicht den Appetit verderben lassen... :-O

Während ich noch kopfschüttelnd an dieser Interpretation von "Wir lieben Lebensmittel" kaute, war ich an der Selbstbedienungskäsetheke angekommen und fischte mir ein eingepacktes Stück heraus, das sich bei näherer Betrachtung als angeschimmelt herausstellte. Das daneben liegende Stück war sogar noch stärker verschimmelt, wobei die schimmelige Seite bei beiden Stücken unten lag. Ich sprach die Verkäuferin an der Bedientheke an, reichte ihr die beiden Stücke mit dem Hinweis, dass sie ein noch mehrere Tage in der Zukunft liegendes Haltbarkeitsdatum hätten und der Frage, wie denn so etwas passieren könne... diese erklärte mir nun, dass sie die Käsestücke jedenfalls nicht da hineingelegt hätte. Aha. Interessant. Wenn auch keine Antwort auf meine Frage... Ich bat sie nun also resigniert, mir ein frisches Stück von dem hinter ihr im Regal liegenden Laib abzuschneiden, was sie zunächst auch bejahte. Statt dies aber nun zu tun, drehte sie mir wieder den Rücken zu und fuhr mit ihrer vorigen Beschäftigung fort, irgendeinen Hartkäse mit einer Maschine in Pizzastreukäse zu shreddern... nachdem sie mich so beharrlich weiter ignorierte, habe ich dann auf diese Käsesorte verzichtet und bin weitergegangen.

Siebenkorn-Naturwaren, Berlin-SteglitzIch habe nun den Entschluss gefasst, dort nur noch einzukaufen, wenn es nicht anders geht und frische Lebensmittel grundsätzlich woanders zu kaufen. Glücklicherweise gibt es in der Strasse wo ich arbeite einen kleinen Bio-Laden, leider mit einer etwas eingeschränkten Auswahl... aber die lieben ihre Lebensmittel dort wirklich und werden mich in Zukunft sicherlich noch häufiger sehen als bisher schon...